Hola muchachos
Fuer den fall dass das alles jetzt etwas gelangweilt klingt moechte ich erwaehnen, dass ich vor ein paar tagen schon einmal einen bericht geschrieben habe. Leider wurde aber der gesamte inhalt meines usb-speicher geloescht und so muss ich jetzt eben nochmal ran…
Ja also meine zeit hier in mexiko neigt sich so langsam aber sicher dem ende zu. Mir bleiben nicht einmal mehr 2 wochen in piña und anschliessend noch ne gut woche in DF und schon werd ich wieder auf dem weg nach Deutschland sein. Bei dem gedanken ist mir momentan nicht so ganz wohl, wenn ich ehrlich sein soll. Nach meiner zeit hier wird mir Deutschland glaube ich verdammt kalt und steril und leblos und farblos vorkommen; und an die wiedergewonnene privatsphaere werd ich mich auch erstmal wieder gewoehnen muessen. Ausserdem hat sich bestimmt gar nix veraedert waehrend ich weg war…und ich werd mich wohl oder uebel auch mal entscheiden muessen, was ich mit meinem leben in zukunft den so anstellen will. Naja diese aussichten kommen mir von hier aus gesehen gerade alle nicht so sonderlich verlockend vor. Inzwischen hab ich hier ein paar menschen und tatigkeiten richtig lieb gewonnen und die werde ich mit sicherheit vermissen. Ich habe hier so unglaublich viel lernen duerfen und habe so wunderbare menschen kennengelernt, dass ich meine dankbarkeit dafuer wirklich schwer in worte fassen kann. Meine zeit hier hat mir persoenlich unglaublich viel gebracht; all das werde ich nie zurueckgeben koennen.
Trotzdem ist es andererseits schon langsam zeit fuer mich, diesen ort zu verlassen. Die weniger angenehmen dinge rauben einem sehr viel kraft...manches werde ich nie akzeptieren koennen und das kann man auch nicht mit der kultur oder sonstwas entschuldigen... und auch sonst habe ich einfach das gefuehl, dass diese periode ihrem ende entgegengeht. Auch das “freizeitleben” mit den anderen freiwilligen in casa japón hat sich sehr geaendert. Inzwischen bin ich eine der schon am laengsten hier verweilenden freiwilligen und fast alle, die am anfang hier waren sind nicht mehr da. Man koennte tatsaechlich sagen, das es eine neue generation freiwilliger ist. Ich komme mir immer mehr wie in einer schlechten seifenoper vor, da die “neuen” dauernd abends aus- oder essen gehen und sich alles darum dreht wer den jetzt mit wem und “ach echt? das haette ich aber nicht gedacht. Erzeahl mehr!”… manchmal fuehle ich mich nicht mehr so sonderlich wohl in der haengematte vor meinem eigenen zimmer. Aber natuerlich ist es manchmal auch trotdem richtig schoen und lustig, den jeder hat ja auch seine schoenen seiten und ich kann ja auch ganz schoen aetzend sein. Meine jetzige zimmergenossin ist aus frankreich und heist paulina, hier zumindest, in frankreich ist der name sicher etwas anders =)
In der letzten zeit ist hier nichts sonderlich weltbewegendes passiert; das leben laeuft hier in seinen geregelten bahnen. Vor ca. einem monat habe ich mir einen teil meines urlaubs genommen und bin nach Chiapas gefahren. Hier in mexiko gibt es ein sehr gutes bus-system, mit dem man relative billig ueberall hin kommt, wo man hin will. Ich bin zuerst nach san cristobal de las casa gefahren um mir die stadt und die umgebung, die von bekannten naturspektakeln (am beeindruckendsten fuer mich war ein wasserfall von gigantischem ausmass) gepraegt ist, anzusehen. San cristobal ist eine wunderschoene kleine, bunte stadt, die von den spaniern erbaut wurde und ca. 2000 meter hoch liegt. Ausserdem war sie eine der 5 staedte die 1994 von dem EZLN besetzt wurden und das spuert man noch heute. Die indigene bevoelkerung ist dort sehr present und mit ihr die offensichtliche armut. Auf der anderen seite leben dort viele auslaender und die “alternative-szene” ist sehr ausgepraegt. Es ist eine stadt voller wiedersprueche, mit einem unglaublichen flair. Von san cristobal bin ich weiter nach Palenque, um mir die ruinen und noch mehr naturwunderschoenlichkeiten in der gegend anzuschauen. So bin ich bis an die grenze zu Guatemala in den lakandonischen urwald gekommen. Am beeindruckendsten fuer mich waren aber die ruinen in Palenque selbst, dort kann man locker einen ganzen tag verbringen. Was das ganze noch schooner macht, ist dass das ganze im urwald gelegen ist und so hab ich dann nach den ganzen monaten stand-hitze und staub endlich mal wieder gruen gesehen – und was fuer ein gruen – und so richtig feuchte hitze erlebt, was mir plus den mosquitos nicht gerade zu erholsamen schlaf verholfen hat. Chiapas ist ein wunderschoener staat, rein naturmaessig gesehen. Am beeindruckendsten fand ich aber die mentalitaet der menschen dort. Ich haette nicht erwartet, dass sie so verschieden zu den in Oaxaca lebenden menschen ist; ehrlichgesagt hat es mir dort besser gefallen. Ich bin alleinen gereist und somit habe ich mich wohl mehr mit den leuten dort unterhalten als es sonst der fall gewesen waere. Ich habe wunderschoene und endlos traurige und trostlose geschichten gehoert und musste ersteinmal lernen, ganz ander lebensanschauungen und –erwartungen zu akzeptieren. Der familie wird hier einen ganz andere praesenz eingeraeumt; sie ist das mass an dem die zufriedenheit gemessen wird. Die arbeit kann noch so trostlos sein, wenn man eine familie hat, dann ist es eben nur “ruhige, gute arbeit”, den was braucht man mehr um gluecklich zu sein als seine familie? Trotzdem habe ich vor allem bei juengeren menschen of mals auch verzweiflung angesichts ihrer zukunft mitbekommen, wenn sie eben einfach nur aus ackerbau und sonst eben “wie gott will” besteht. Und die art der armut ist auch recht ungewoehnlich, da es immer genug zu essen gibt, schliesslich hat auch jede familie ihr kleines feld auf dem sie mais, und bohnen anbaut. Auch fuer die cola reicht es immer. Diese Armut ist vielmehr sozialen ursprungs...Ich bin beeindruckt und verwirrt nach piña zurueckgekommen, mit dem wunsch eines tage dorthin zurueckzugehen. Aber nicht alleine, denn alleine ist man doch sehr eingeschraenkt. Nach ein paar wochen habe ich mir nochmal freigenommen, um mir Oaxaca, die hauptstadt von Oaxaca, anzuschauen. Ich bin zwei freiwilligen die dort schon gelebt hatten und ihre familie und freunde besuchen wollten und einem arbeiter aus dem buero hingefahren, in dessen haus ich bleiben konnte und mit dem ich auch wieder zurueckgefahren bin. Es war sehr schoen fuer mich mal eine richtige oaxacenische familie kennenzulernen, seine mutter ist schon in dem haus geboren worden in dem sie immer noch lebt und wohl auch sterben wird, und mit kennenlernen lernt man dann auch viele kennen – eltern, tanten, brueder neffen…den das haus der grosseltern ist doch irgendwie sozialer treffpunkt der familie. Die stadt an sich ist auch wunderschoen, wieder vonn den spaniern erbaut und in den koepfen vieler menschen lebt noch die erinnerung an den Lehrer-konflikt von vor 2 jahren. Die menschen sind auch freundlich und offen und jedesmal wenn ich mich wo hingesetzt habe um mich etwas auszuruhen, kam jemand und hat mich ziemlich schnell in ein gesparaech ueber got und die welt verwickelt gehabt. Wobei man ueber gott eigentlich eher nicht spricht, das macht man nicht so. Am ersten abend habe ich mit lalo eher zufaellige ein gratis-konzert unter freiem himmel erlebt dass wirklich unglaublich war. Wir sind mit schaun-wir-mal-man-kann-ja-immer-noch-gehen einstelung hingegangen und es war wunderschoen so dass wir dann bis zum ende geblieben sind. Nur war es etwas seltsam fuer mich slownische music in mexiko zu hoeren. Und am letzen abend als wir gerade das bustiket gekauft haben hat es ploetzlich wie aus sturzbaechen angefangen zu regnen, was mir auch echt gut getaugt hat. Es war mein erster regen seit monaten. Auch Oaxaca hat mir gut gefallen, aber Chiapas hat mich noch immer gefangen genommen.
Zurueck in zipolite habe ich dann sogar nochmal regen erleben duerfen, wir sind natuerlich gleich ans meer gelaufen um das wasser von allen seiten zu geniessen. Leider war es eher wenig wasser das da vom himmel gekommen ist und so hat es die natur nicht gegruent. Aber vielleicht mit etwas glueck erlebe ich noch richtigen regen hier. Ansonsten hat e shier inzwischen unglaubliche temperaturen erreicht, sodas man nicht einmal nachts aufhoert zu schwitzen. Ich glaube so wird es jetzt bleiben; einen weiteren temperaturanstieg kann ich mir schwer vorstellen aber natuerlich ist hier alles moeglich. Meine zeit hier fliegt mir auch regelrecht davon, die letzten nachmittage habe ich, mal abgesehen von dem workshop mit den kinder in der bibliothek von arroyo 3, an meinem kicker gearbeitet und hab ihn endlich fertiggestellt. Langsam wurde es echt knapp, aber jetzt bin ich wirklich zufrieden. Ich schau dass ich auch mal ein foto hochladen kann, ich hab nur etwas problem damit, weils mir ja meinen ganzen speicher geloescht hat und so naja.
Bald werd ich dann also in mexico sein um die anderen freiwilligen zu besuchen und dann nach nur einer woche auch schon wieder da bei euch. Ich hoffe meine letzte zeit so gut wie moeglich geniessen zu koennen, sie wird absolute einmalig sein. Ich hoffe ich hab euch nicht gelangweilt sondern euch einen kleinen, letzten einblick in mein leben hier geben koennen.
Machts gut und geniesst das schoene wetter =)
leila