Hallo….
So langsam kann ich auf mehr zeit zurueckschauen, als noch vor mir liegt.
Ich hoffe dieser bericht wird nicht so lang wie die letzten, ich habe naemlich eigentlich nicht so viel lust ueberhaupt zu schreiben…
Hier hat sich einiges veraendert, wobei vieles auch absolut gleich geblieben ist. Zu allererst sieht die zusammenstellung der freiwilligen inzwischen total anders aus. Die meisten der “alten” freiwilligen ist inzwischen gegangen und neue freiwillige sind angekommen. Um ehrlich zu sein passt mir dieser wandel nicht wirklich, denn zu den alten hatte ich einen deutlich besserern draht und jetzt sind mir nur noch 3 geblieben, und ab Sonntag sind es nur noch 2 und ich bin ausserdem allein in meinem zinner, das mir schon jetzt, mit zwei personen, verdammt leer vorkommt. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ein zimmer fuer mich zu haben und vor allem eva nicht mehr bei mir zu haben. Aber naja, vielleicht kommt ja bald nachschub =)
Inzwischen ist alles etwas multikultireller, es sind ne spanierin, ne deutsche, ne belgierin, ne mexikanerin, ein argentinier und zwei daenen dazugekommen. Es haben sich schoen cliquen gebildet wie das wohl immer ist und vor alle mist auch mal wieder ein bisschen mehr energie da. Wir sind doch schon etwas muede von allem hier und die ganzen diskussionen und gespraeche die unter ihnen aufkommen hab ich schon gehoert und sie kommen mir wie zehnmal durchgekaut und wieder ausgekotzt vor. Menschlich gesehen bin ich von den neuen nicht so begeistert, seinige sind ziemlich ruecksichtslos in jeder hinsicht und das bekommt man in ner wohngemeinschaft von 15 personen halt doch recht stark zu spueren. Aber alles in alle ist das schon gut so und stellt einfach eine weitere herausforderung fuer uns alle da, durch die wir wachsen und erfahrungen sammeln werden.
Mit der zeit haben sich mir neben den ueblichen kritikpunkten auch noch andere negative seiten dieser institution eroeffnet. Ich will nicht zu sehr darauf eingehen, weil ich mich ziemlich lange damit herumgeaergert habe und darauf keine lust mehr habe. Aber es ist schon traurig nach und nach das wahre gesicht einer pseudosozialen organisation zu erkennen, die ihre arbeiter, nutzer und freiwilligen nach strich und faden ausbeutet, nach aussen hin aber eine schoene maske beibehaelt um weiterhin gelder fuer bestimmte personen oder projekte einzusacken, von denen ein grossteil in der verwaltung und bei den dort arbeitenden personen haengenbleibt. Pina ist fuer mich nicht dieses zentrum, in dem die zu pflegenden nur eine belastung fuer die koordination darstellen. Pina sind fuer mich die arbeiter und arbeiterinnen, die zwar den mund nicht aufmachen, weil das hier ihre einzige chance in diesem land ist, aber von denen ich mehr gelernt habe als ich zu traeumen gewagt haette. Und zwar in der kueche im garten und der instandhaltung, in den workshops etc. es ist ein schoener traum sich vorzustellen, dass sie eines tages im buero hocken und das ganze hier leiten und verwalten, ein timo, adalberto und eine lupita und nicht flavia ester anau.
Zu tun gibt es inzwischen echt genug fuer mich und nach drei monaten schaff ichs jetzt morgens nicht mehr so frueh raus, diese zeit ist irgendwie einfach um. Falls ihr euch erinnert wollte ich in der schreinerei einen kicker bauen und allzu lange wird es nicht mehr dauern bis ich ihn zusammensetzen kann =) ich freu mich echt schon. Ein anderes proyekt in das ich mich eingegliedert habe ist zwei mal die woche “arbeit” mit kindern hioer aus dem viertel bei einer bibliothek. Von den fuenf freiwilligen die es iniziiert hatten ist nur noch eine uebrig und die geht auch in zwei wochen. Wir spielen mit ihnen und lesen und so. Das letzte mal musste ich schon alleine gehen weil chivis sich wahrscheinlich ne rippe gebrochen hat und nach pochutla ins krankenhaus ist. Wir haben draussen gespielt und danach einen reciycling workshop gemacht und es war einfach ungaublich, was da aus buntem papier; kleber und alten flaschen dosen und sonstigem “muell” rausgekommen ist. Es ist echt beeindruckend alles mit ihnen auch wenn es mich machmal traurig macht, in was fuer ner umwelt man hier aufwaechst.
Viel bekomme ich von politik trotz anstrengungen nicht mit. Ich dachte hier in oaxaca waere es wegen der naehe zu chiapas anders, aber das einzige was ich als resultat auf guerilla sehe ist die miliz in ihren fetten autos wie sie immer wieder auf den strassen auftaucht um die leute zu beeindrucken; aber machen tun die nix ausser bei dieser hitze in ihren anzuegelchen furchtbar zu schwitzen. Zeitung gibt es hier keine und das radio ist ein typi sches dorfradio und auch noch zensiert. Aber die leute hier haben auch gar keine lust ueber politik zu reden, hoechstens mal ab und zu sich aufzuregen was aber nie ueber drei saetze hinausgzht, nicht mal wenn man nachfraegt. Die leute haben genug damit zu tun sich um ihre familie zu kuemmern (man bekommt hier glaub ich durchschnittlich mit so 22 das erste kind).Alkoholismus ist hier angesehen und drogen werden auch ziemlich viel konsuniert. In pochutla wurden vor nem monat zwei jugendliche erschossen, weil sie angeblich drogen einstecken hatten. Acht konnten entkommen. Die polizisten sind angeblich im gefaengnis dafuer aber bei der koruption hier (ihr wisst schon, mexiko ist das wahre land der unbegrenzten moeglichkeiten) sinds ie bestimmt schon lang wieder am arbeiten. Naja das ganze wurde auch nur publik, weil einer der jugendlichen aus der familie von irgend nem politiker war. Sonst werden auch mal so kinder gefunden, Denen die organe fehlen. Tot natuerlich, opfer von organhaendlern…die frau die im laden arbeitet hat mir noch n bisschen von den lehrer aufstaenden des vergangenen jahres erzaehlt, sie wer auf einigen demos, aber das konnte man ja sogar in deutschland in den medien verfolgen wennglmeich es auch nicht als allzu drastisch dargestellt wurde.
Jetzt wo sich meine zeit hier ganz langsam aber eben doch de mende zuneigt schaff ich es ein bisschen mehr ein paar sachen zu machen, die ich gerne verwirklichen wollte; auch wenn es nur kleine sachen sind. Ab und zus pielen wir volleyball am strand, ich bin mal mit in eine geneinde zun therapieprogramm bin auf ne bootstour und habe einmal gekocht, also im grossen stil. Im ernst, ich krieg manchmal schon vom geruch des essens wuergekraempfe inzwischen, es war ja schon immer schlecht, aber nach dreiandhalb monaten ist es echt zum kotzen. Und jetzt stellt euch mal vor hier zu leben und eh kein geld fuer was anderes zu haben…man wartet nur auf die besucher, wenn die kommen gibt ers naemlich immer hochwertigeres essen und manchmal echtes fleisch. Im waeschewaschen werd ich uebrigens immer schneller, wenn mir auch ein paar hindernisse gestellt werden. Auf die erste seife die ich benutzt hab hab ich wohl ne allergie entwickelt die auch mal ueber nen monat extrem laestig war und ausserdem gehen meine ganzen klamotten von Denen ich eh nicht viele mitgenommen habe hier kabgsam durch chlor meer sonne und andauerndem tragen und waschen in diesem scheiss dreckigem wasser kaputt…sie loesen sich einfach auf und was bleibt ist nicht viel und alles voll chlorflecken =)
Wenn alles so laeuft wie ich es will, dann bin ich noch zwei wochen hier, bevor ich meine ferien nehme (echt ich brauch auch einfach mal ferien haette nich gedacht dass mich ne 35-std woche so schlaucht aber naja nur ein tag die woche und manchmal nicht mal das is schon stressig auch wenn man nur 6 std durchschnittlich arbeitet am tag....) und nach chiapas und oaxaca reise. Es wird sicher seht interessant, vielleicht gerade weil ich allein reisen werde. Danach bleiben mir auch nur noch so fuenf wochen oder so und dann bleib ich noch eine woche in nexiko city um einige ehemalige freiwillige zu besuchen bevor ich endgueltig zurueckkomme. Meine rueckkehr kommt mir unglaublich nah und doch absolut unvorstellbar vor. Ich hab viel erlebt was mich ziemlich heftig gepraegt hat und pina hat sich irgendwo in mir eingebrannt. Aber der eigentliche wandel dadurch wird glaub ich erst nach meiner rueckkehr stattfinen, ich weiss auch nicht ich ha bso das gefuehl dass da noch einiges auf mich zukommt.
Vielleicht ist dieser bericht etwas konfus aber ich hab versucht alles moeglichst klein zusammenzufalten; vielleicht hoeren sich fuer euch manche sachen echt beschissen an oder sind es auch, aber alles in allem bin ich zufrieden, dass ich hier bin und wollte auch auf gar keinen fall zurueckkommen jetzt. Es hat schon seinen grund dass ich hier bin, auch wenn man vieles erst im nachhinein versteht und manches wohl auch nie. Ich wuensch euch ne gute zeit egal wo ihr gerade seid. Geniesst den augenblick, den euch das leben schenkt, denn er ist unwiederbringlich. Jeder einzelne ist als chance nutzbar (daran denke ich wenn ich den muell saeubern und windeln aufheben darf…=))))
leilitron