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23/01/2008
23/01/2008

Jetzt sind schon wieder 3 Wochen vergangen, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Ich hoffe dieser Bericht wird nicht ganz so lang wie der letzte, denn so viele neue Ereignisse haben in der Zwischenzeit nicht stattgefunden. Trotzdem gibt es fuer mich noch so einiges zu erzaehlen, was das letzte Mal einfch nicht mehr mit reingepasst hat.
Wie gesagt, inzwischen vergeht die Zeit und die Arbeit hier fuer mich doch etwas schneller als am Anfang, was wohl daran liegt, dass ich mich langsam an das Leben hier gewoehne. Inzwischen ist es schon normal fuer mich, die ganze Zeit Palmen und diese fuer deutsche Verhaeltnisse eher provisorischenen Palmdachhuetten mit Haengematten zu sehen. Ich gewoehne mich ans Klima, auch wenn es immernoch verdammt heiss fuer mich ist, und auch an den Umstand, ein Meer so nah bei sich zu haben, dass man es sogar hoeren kann, wenn die Nachbarn ihre Radios fuer nen Moment ausgeschaltet haben (was jetzt nicht so unglaublich oft passiert...). Einerseits hat das natuerlich Vorteile fuer mich, weil das alles auch leichter fuer mich macht. Aber ich will dabei schon ein bisschen darauf achten, dass dieses Ferienklima und das Meer und alles nicht zu selbstverstaendlich fuer mich werden. Weil eigentlich ist es schon traumhaft und ich werd das wahrscheinlich lange Zeit nicht mehr haben danach.
Woran ich mich bis jetzt noch nicht so richtig gewoehnen konnte, ist das Essen. Genauer gesagt kann mein Magen sich da nicht wirklich dran gewoehnen, so dass ich dauernd Bauchschmerzen bekomme, wenn ich nicht aufpass was und wie viel ich esse. Ich selbst empfinde es inzwischen oft schon als lecker, auch wenn ich mir zum Beispiel vom Salat immer was abzweige, bevor er mit einer winzigen Menge von Zitrone und Salz angemacht wird - und es wird mir wenn ich wiederkomme bestimmt fehlen, nicht jeden Tag Reis und Tortillas zu bekommen. Andererseits, wenn ich daran denke, dass ich dafuer wieder echte  Schokolade essen kann ist das vielleicht gar kein so schlechter Tausch.
Auch an die Mentalitaet kann ich mich so langsam ein bisschen gewoehnen...ich bin hier zum Beispiel ploetzlich immer puenktlich und ueberhaupt hat man fuer alles mehr Zeit und wird mit der Zeit schon viel gechillter. Ich hoffe dass mir diese innere Ruhe auch fuer ein bisschen laenger erhalten bleibt, als meine Zeit hier dauern wird. Aber auch hier in Mexiko kann man im bezug auf die Zeit deuliche Unterschiede zwischen den Bewohnern hier und den Freiwilligen aus D.F., also dem Destrikt um Mexiko City, oder anderen Ballungszentren erkennen. Einige der Freiwilligen aus den grossen Staedten sind sogar hier und fuer meine Einschaetzund sehr gestresst dauernd. Auch die Korruption, die hier mehr als offensichtlich gelebt wird, traegt hren Teil zu der Gelassenheit bei: wenn man keine Lust auf den fuer Maenner obligatorischen Wehrdienst hat, dann zahlt man halt ein bisschen was und arbeitet irgendetwas ruhiges und auch nicht so lang und so. Wie ihr euch sicherlich vorstellen koennt ist das auch die Art und Weise wie man hier den Fuehrerschein und sicherlich auch allerlei andere Papiere erwirbt. Was ich noch als sehr angenehm empfinde ist die Offenheit hier. Ich hatte das ja schon erwartet, denn in Chile war das damals genauso. Aber anders als dort, haelt diese Freundlichkeit auch nach fast 2 Monaten noch an und das wird sich wahrscheinlich auch nicht so bald aendern. Mal abgesehen davon, dass man auf der Strasse gegruesst wird und gruesst ist der ganze Umgang hier von einer aussergewoehnlichen Herzlichkeit gepraegt, der in Deutschland entschieden zu kurz kommt. Ich denke, dass es eben gerade in Pina Palmera nochmal offener ist, weil alle 6 Monate neue Freiwillige aus den verschiedensten Laendern und Kulturen kommen und gehen und auch die Arbeiter teils Freiwillige sind, die hier haengen geblieben sind. Bei all der Freundlichkeit darf man aber nicht vergessen, dass diese einem als Frau hier in besonderem Masse zu gute kommt. Die Geschlechterunterscheidung bei einfach allem ist hier ganz besonders ausgepraegt. Natuerlich bringt das einige Vorteile oder Erleichterungen mit sich, aber ich empfinde es in erster Linie als laestig, weil man von manchen Maennern schon nicht mehr als Mensch sondern ausschliesslich als Frau angesehen und dementsprechend behandelt wird. Aber auch die Frauen tragen ihren entscheidenenden Teil zu diesem Schubladendenken bei, weil sie sich perfekt in ihre Rolle als schwache Hausfrau und Mutter einfuegen und z.B. bei jeder etwas koerperliche Kraft erfordernden Aufgabe sofort nach einem "starken Mann" rufen. Der Machismus / Marianismus sind aber Themen, die hier so langsam aber sicher ganz deutlich in Frage gestellt werden und angegriffen werden, vor allem in den staedtischen oder entwickelteren Gebieten und von den juengeren Menschen. Was aber nicht so sonderlich offen kritisiert wird und mich besonders stoert ist, dass man die ganze Zeit angegafft und angemacht wird. Sich staendig gewiss zu sein, dass einem jemand nachschaut ist schon unangenehm und ich habe meine Lehre daraus gezogen. Mir wird hier als Europaeerin in dem Punkt abert auch ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil. Andererseits wird hier auch die ernst gemeinte Auffassung vertreten, dass alle Frauen "hermosas", also wunderbar und wunderschoen sind - einfach weil sie Frauen sind. Vielleicht ist das auch der Grund, warum hier die Mehrheit der Frauen schon ein ganzes Stueck kraeftiger ist als bei uns und auch die Mode etwas darauf eingerichtet ist. Aber auch das ist wohl etwas, was auf dem Land noch lockerer ist als in den Grossstaedten. Trotzdem hiess es fuer mich sich erstmal an den ganzen Umgang zwischen Maennern und Frauen zu gewoehnen...Und auch die Ruhe die man hier inne hat, hat ihre Nachteile. Hier wird verdammt viel gesagt, was dann ueberhaupt nicht gemacht wird. Oder die Antwort auf die Frage, wann dies oder jenes gemacht wird, heisst "manana" oder "ahora", also woertlich uebersetzt morgen oder jetzt. Nur heisst es das nicht wirklich, weil manana kann auch einfach irgendein anderer Zeitpunkt in der Zukunft sein und ahora auch in einer oder mehreren Stunden. Daran musste ich mich erstmal gewoehnen und wahrscheinlich hab ich es noch immer noch nicht so richtig, ich hab am Anfang immer alles geglaubt, was mir die Leutre von ihren Plaenen erzaehlt haben - und dann spaeter festgestellt, dass ich verdammt naiv war.
Soviel zur mexikanischen oder zipolitenischen Mentalitaet...ich weiss nicht ob man in diesem Punkt auch eine Unterscheidung treffen sollte, aber Zipolite, das Dorf in dem ich mich befinde, ist glaube ich so ganz und gar nicht Mexiko. Hier ist alles viel offener als sonst so auf dem Land, was man schon an den Klamotten, die getragen werden, erkennen kann. Zipolite ist so ein richtiges kleines Rucksacktouristen-Doerfchen, mehr Ziel des nationalen Tourismus als des internationalen. Zipolite ist fuer seine Offenheit bekannt, in besondere im Bezug auf Rauchen. Hier ist es sehr leicht an Gras ranzukommen und in der Nacht am Strand kann man es auch alle zwei Meter riechen oder sehen. Das Dorf an sich ist aber wuerde ich sagen in zwei Teile aufgeteilt, den trouristischen und dem der Bewohner. Das merkt man einerseits an den Preisunterschieden in den Laeden und andererseits auch einfach an der Umgebung, die doch ein Stueckchen aermer ist. Die meisten Touristen bekommen diesen Teil von Zipolite wohl nie zu sehen und auch ich bin erst nach 3 Wochen das erste Mal in diese Richtung gegangen. Und damals eigentlich auch nur, umjemanden zu besuchen...
Wenn man dann aber mal wirklich etwas mehr einkaufen will, dann sollte man das in Pochutla tun. Dort ist nicht nur fast alles etwas billiger, man hat auch eine viel groessere Auswahl - vor allem wenn man Fruechte kaufen will. Am besten faehrt man am Montag hin, weil an diesem Tag Markt ist. Dann sind die Strassen voll von Staenden, die versuchen ihre Waren loszuwerden und nebenbei wahrscheinlich noch den neusten Klatsch zu hoeren oder zu verbreiten. Es ist wirklich genau so wie man es sich vorstellt, richtig schoen anzuschauen aber wenn man was will schon auch anstrengend.Nach Pochutla kann man entweder mit dem Taxi fahren, was einen einen Euro kostet wenn man collektivo faehrt, oder mit der Camionetta fuer 60 Cent und was doppelt so lange dauert, aber viel chilliger ist und man sieht auch mehr von der Landschaft. Nur ist man danach schon etwas geschunden, allein schon von den Topez, den Hubbeln auf der Strasse. Um Geld abzuheben muss man auch bis nach Pochutla, weil es in Zipolite keine Geldautomaten gibt. Am naechsten Montag habe ich einen Tag frei und den werde ich dafuer nutzen, schon frueh hinzufahren und mal etwas mehr Zeit dort zu haben. Sonst kann man sich meistens schon nicht allzuviel Zeit lassen, wenn man abends noch zurueckkommen will...
Ihr koennt euch gar nicht vorstellen, was es inzwischen fuer mich bedeutet einen so langen Bericht zu schreiben. Zum Glueck kann ich zwar den PC von Stefan benutzen und muss nicht ins Internetcafe dafuer, aber es ist inzwischen schon sehr anstrengend. Durch die immer groesser werdende Hitze sind so unglaublich viele Fliegen da inzwischen und die versuchen natuerlich die ganze Zeit, sich auf einem niederzulassen. Auch das essen wird dadurch ein ganzes Stueck erschwert...
Inzwischen hab ich eigentlich auch echrt gar keine Probleme mehr damit, meine Nachmittage zu fuellen, eher noch im Gegenteil. Neben so Sachen wie Waesche waschen habe ich herausgefunden, dass man die Turnhalle, die tagsueber fuer die Therapie gebraucht wird, ab nachmittags nutzen kann. Ausserdem fange ich so langsam an, hier meine eigenen kleinen Projekte durchzuziehen und die ziehen sich meist etwas laenger hin als die Arbeitszeit, die mir dafuer gegeben wird, tatsaechlich andauert. Ich habe vor zwei Wochen die Kueche angemalt (bin aber noch nicht ganz fertig, weil man auch was reparieren muss) und gestern mit einem Uebersetzungsprojekt angefangen. Die Flyer hier gibt es naemlich alle nur in Spanisch und es kommen doch relativ oft Leute, die nur Englisch oder was auch immer fuer ne andere Sprache verstehen. Laengerfristig habe ich geplant in der Schreinerei einen Kicker zu machen, aber da gibt es schon jetzt so ein paar Probleme. Das Material wird so an die 40 Euro kosten und das ist schon viel fuer hier, ausserdem ist der Schreiner mit dem ich das ganze machen wollte, Stefan, vor 2 oder 3 Wochen an Hepatitis A erkrankt. Also hab ichs erstmal rausgeschoben bis er wieder gesund waere, aber jetzt fliegt er dieses Wochenende heim um gesund zu werden und kommt erst in nem Jahr wieder. Also lass ich mir von ihm die Woche noch ne Einfuehrung in die Maschienen geben (die haben hier eine richtig gute Ausstattung mit grossen Geraeten und alles) und werds dann wohl auf eigene Faust versuchen...mal sehen, was dabei rauskommt, aber es ist eben schon wichtig fuer mich, dass ich ein Projekt habe, das ich konstant durchziehen kann. Sonst waere das auf die Dauer alles etwas haltlos fuer mich hier.
Aber in der letzten Zeit war ich mit der Kueche und der Uebersetzung ganz gut beschaeftigt und letzte Woche war ich auch noch zwei Tage zum dolmetschen eingeteilt. Es kamen Augen- und Zahnaerzte aus den USA, die einmal im Jahr kommen und eine Woche kommen und die Bevoelkerung kostenlos behalndeln. Die Augenaerzte bleiben sogar noch eine Woche hier und fuehren Operationen durch. Und da die Zahnaerzte nur Englisch konnten, musste ich 2 tage von Englisch in Spanisch uebersetzen uns zurueck. Es war schon echt anstrengend fuer mich, weil ja beides nicht meine Muttersprachen sind und ich auch bis spaet in die Nachmittage reinarbeiten musste. Am End hab ich einfach nur novh alles verdreht und die Aerzte auf Spanisch angesprochen und so aber am zweiten Tag liefs schon besser und ich musste auch nicht ganz so lange arbeiten. Fuer diese Tage bekomme ich auch den kommenden Montag frei, den ich dann nach Pochutla fahre.
Inzwischen sind wir auch sehr sehr viele Freiwillige, ueber 20 und eigentlich duerften es nicht ueber 15 sein. Manchmal sind es auch echt zu viele. Aber in einem Monat gehen 5 auf einen Schlag und danach jeden Montag immer mindestens einer und dann werden wir uns schon sehr freuen, dass noch so viele bleiben. Gestern kam auch ein Maedchen aus Deutschland, ich weiss aber nicht woher, weil ich bis jetzt noch nicht sooo viel Kontakt zu ihr hatte. Und ehrlich gesagt hab ich auch gar keine Lust jetzt wieder anzufangen so viel deutsch zu sprechen, weil ich mein Spanisch schon noch ein ganzes Stueck verbessern will. Ich komm zwar inzwischen echt gut klar und hab auch schon echt so einiges gelernt, aber da geht schon noch ganz schoen was...
Wie ihr seht hab ich mich inzwischen doch schon recht gut eingelebt, man muss halt fuer alles was man will selbst die Initiative ergreifen, das kann schon anstrengend sein, aber man lernt dabei auch, gut klarzukommen allein und ueberlegt sich drei mal was man jetzt wirklich will. Und neben den ganzen "Nachteilen" was selberwaschen und Chlor angeht darf man auch nicht vergessen, dass immerhin fuer Waeschewaschen, Klos, Abspuelen, Duschen etc. hier kein Trinkwasser drauf geht. Find in Deutschland mal ne Wohnung, wo die Klos mit Regenwasser gespuelt werden...aber nein, bei uns muss man ja daraus trinken koennen. =)
Ich wuensch euch alles Gute bis bald
 
 
Grund und Idee dieser Seite  
  Auf die Idee hat mich ein wunderbarer Mensch gebracht, der momentan in Marokko sitzt und faulenzt =) Es ist einfach eine große Erleichterung, die Rundbriefe nicht verschiecken zu müssen. Jeder, der sich dafür interessiert, kann sie hier lesen.  
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