30/12/2007
Hola ustedes...
ich bin jetzt schon fast einen Monat hier und habe glaub ich einen ganz guten Einblick bekommen...
Die Zeit die ich arbeitsmaessig bis jetzt hier verbracht habe, war so eine Art "Einfuehrungszeit". Ich hab mehr oder weniger 2 Tage in jedem Bereich gearbeitet, um alles mal ein bisschen kennenzulernen. Die Arbeit hier geht Montag bis Samstag mit ein paar Ausnahmen immer so von 8:30 h bis 14:30. Aber hier bestaetigt ohnehin nicht die Ausnahme die Regel sondern andersrum.
Pablo, der Freiwilligenkoordinator, hat mich ueberall herumgefuehrt, mir alles etwas erklaert, einen Wochenplan mit mir gemacht und mich dann gleich im Papier-Recycling-Workshop ("papel reciclado") abgeliefert, einem Bereich der mit sehr gut gefaellt. Ich hab ja schonmal was darueber geschrieben... Dort arbeiten zwei Maenner fest, Manuel und Chico Pan, und nach Moeglichkeit ein Freiwilliger. Sie stellen wunderschoenes Recycle-Papier in den unterschiedlichsten Farben oder zum Beispiel mit eingearbeiteten Blumen und Blaettern her und machen dann gleich verschiedene Produkte daraus her (Fotorahmen, Buecher, Briefumschlaege...). Die zwei sitzen beide im Rollstuhl bzw. zum Arbeiten auf hoeheren Flaeche haben sie so Liegen, aber das hat irgendwie auf das, was sie jeweis machen keinerlei Einfluss. ich kann mir nicht vorstellen jemals so gut mit einem Rollstuhlumgehen zu koenne, aber hier ist alles auf derartige Behinderungen eingerichtet, was man so gar nicht merken wurde. Und so hab ich auch gleich am zweiten Tag von den beiden gezeigt bekommen, wie man eine Kokosnuss mit ner Machete gescheit oeffnet und trinkt und ueberhaupt viel Spass gehabt, die beiden sind total gut drauf und mir macht die Arbeit dort auch spass, weil man sich selbst auch recht gut einbringen und kreativ sein kann...
Den dritten und vierten Tag habe ich im Spezialpflegebereich ("cuidados especiales") verbracht. Dort sind immer mindestens zwei Arbeiter(innen) (Nachts nur eine/r) und zwei Freiwillige. Der erste Tag war schon sehr gewoehnungsbeduerftig. Die Arbeit dort besteht daraus, den Arbeitern beim Waschen und Versorgen der 4 dort lebenden "Jugendlichen" (sie sind eigentlich alle so ca. 22-25 Jahre alt) zu helfen. Drei von ihnen sind Spastiker mit mehr oder weniger schwerer Gehirnlaehmung: Alfredo, Paco und Malena. Sie koennen alle drei nicht laufen und sich kaum selbststaendig und ihrem Willen entsprechend bewegen, aber sie verstehen alles. Ihre Eltern, Grosseltern oder Tanten, wer auch immer sie vorher versorgt hatte, haben sie nach Pinia gebracht als sie noch ganz klein waren und so leben sie alle schon mindestens seint 20 Jahren hier. Jose ist Autist und hat von allen die groesste Bewegungsfreiheit: Wenn man ihm seine Zeit laesst kann er selbst essen oder laufen und auch seine Bewegungen teiweise mit dem, was er ausdruecken will, koordinieren. Ich wuerde mal sagen er macht ausserdem auch so 5 Stunden am Tag Joga, wenn man ihn besuchen geht, kann man ihn in den unmoeglichsten Stellungen vorfinden, total verknotet in sich selbst. Wie viel er von dem, was man zu ihm sagt, versteht ist nicht so sicher. Aber er faehrt total auf Musik und Radio und sowieso jegliche Art von Geraeuschen ab, selbst wenn es sich nur darum handelt gegen das Blech eines Autos zu klopfen. Anfangs war das alles schwierig fuer mich und ich hab mich auch etwas geekelt, aber das hat sich schon am zweiten Tag gelegt. Ich glaub der groesste Fehler, den man machen kann, ist dauernd zu ueberlegen wie man sie wohl behandeln soll. Das taegliche Zeug wie waschen und fuettern wird einem gezeigt und ansonsten sind sie "normal" und so behandelt man sie auch, wobei natuerlich jeder seine eigene Persoenlichkeit hat. Das ist echt schwer zu erklaeren fuer mich, aber zum Beispiel Paco und Malena zeigen einem durch ihre Mimik ein "Ja" oder "Nein" oder eben ob ihnen etwas gefaellt oder nicht. Man kann sich ganz normal mit ihnen unterhalten oder scherzen. Malena kann ihre Arme etwas koordiniert bewegen und hat ein Buch mit verschiedenen Bildern, die bestimmte Dinge darstellen. Durch dieses und Gestik wie auch Mimik kann sie einem ganz gut klarmachen, was sie will. Und so nimmt man sie nach dem Essen eben einfach mit ins "Casa Japon", das Gemeinschaftshaus der Freiwilligen, und keine Ahnung, integriert sie eben...Es ist fuer mich noch etwas schwer, wirklich eigenstaendig zu handeln, weil ich sie ja alle noch nicht so gut kenne, aber das kommt Stueck fuer Stueck und man ist ja auch nie der einzige Freiwillige. Und an manchen Tagen finden fuer sie auch verschienene Aktivitaeten statt wie beispielsweise jedem 2ten Samstag die Hydrotherapie am Strand.
Der naechste Bereich den ich kennenlernen durfte ist die Kueche. Dort arbeitet man von 11 bis 15 Uhr, was ich am Anfang natuerlich nicht wusste; also stand ich schon um 8:30 auf der Matte, was die Koechinen natuerlich nicht so sonderlich gestoert hat. Ich war aber anfangs etwas arbeitslos und dann langweilt man sich schnell und fuehlt sich ueberfluessig. Nachdem ich mich dann doch sehr gewundert hatte, warum die andere Freiwillige denn soviel zu spaet kam, hat mich am Nachmittag ein Freiwilliger ueber die Arbeitszeiten aufgeklaert. Er war auch 3 mal zu frueh dort gewesen bis ihm jemand was gesagt hatte; das hat scheinbar Tradition. In der Kueche hilft mal halt abspuelen (das laeuft auch so ab, dass das Geschirr am Ende nochmal in ein Chlorbad kommt), Saubermachen oder Gemuese und Fruechte schaelen und schnibbeln und zwar in rauhen Mengen. Hier wir in so riesigen Toepfen gehocht, dass es auch immer fuer alle Arbeiter, Freiwilligen und sonstigen Mitesser =) reicht. Und so presst man halt auch mal nen ganzen Sack Orangen...Die Koechinnen sind auch alle total lieb, man muss sie nur etwas kennenlernen und darf nicht zu schuechtern sein. Was ich aber auch beim arbeiten in der Kueche bemerkt habe ist, dass sie sogar in dei Nudeln mit Tomatensosse Huehnerbruehenpulver ("polvo de pollo") reinhauen (dabei schmeckt das gerade in Tomatensosse find ich nicht so gut...). Diese hinterhaeltigen Vegetarier-Entwoehner !! Also hab ich mich erstmal nur noch von dem lecker gewuertzten Reis mit Salat ernaehrt, aber, vielleicht habt ihrs schon erraten, dann hab ich herausgefunden das das leckere Reisgewuerz unter anderem auch polvo de pollo ist und zwar schon beim kochen. Also gut hab ich mir gedacht, ihr koennt mich mal, dann bin ich halt kein Vergetarier mehr, ich kauf und koch mir doch nicht alles selber...Eine Epoche meines Lebens ist vorbei =)
Am Mittwoch und Donnerstag sollte ich die Therapie ("terapia") kennenlernen, was aber sehr spaerlich ausfiel. Mittwochs ist immer "intervencion temprana", also mit so richtig kleinen Kindern. Der Mittwoch, den ich erwischt hatte war nur leider ein Feiertag der heiligen Jungfrau von Gadalupe, und diese Heilige ist die wohl wichtigste in ganz Mexiko. Einige Mexikaner bezeichen sich angeblich nicht als Katholiken sondern als "Gadalupenios", als Anhaenger der Gadalupe. Also war an dem Tag extrem wenig los, was ich aber als einigermassen angenehm empfunden habe. Und am Donnerstag sind die Leute aus terapia in eine Gemeinde gefahren. Es gibt 4 Gemeinden, die ca. alle 2 Wochen von den Therapeuten und Freiwilligen besucht werden und in denen dann das RBC, ein besonderes Rehabilitationsprogramm das die Familien und die gesamte Gemeinde integrieren soll, durchgefuehrt wird. Ich war bis jetzt noch nirgends dabei und momentan waren auch die Weihnachtsessen. Also hab ich an diesem Tag gleich in nem anderen Bereich gearbeitet. Ein anderer Punkt, weshalb die terapia eher kurz kommt ist, dass mind. 3 von den Freiwilligen (auch ein Maedchen aus meinem Zimmer, Eva, die fuer ein Jahr hier ist) ausgebildete Therapeuten sind und dementsprechend permanent in diesem Bereich arbeiten. Dadurch wird man dort nicht wirklich gebraucht. Neben der Intervencion Temprana findet dort auch die Therapie der Cuidados statt sowie Hydrotherapie, Sprachtherapie, eine Selbsthilfegruppe fuer die Eltern.
Da die Einfuehrung in der Therapie einen Tag frueher aus war, habe ich letztendlich einen Tag laenger im Laden ("tienda") gearbeitet. Auch hier gelten andere Arbeitszeiten: 10:00 - 17:00 h, wobei man, wenn man was wichtiges oder ein Projekt zu tun hat, nach dem Mittagsessen auch fuer einige Zeit gehen kann und dann so frueh wie moeglich, spaetestens aber zum zusperren und aufraeumen um 5 wiederkommt. Dort Arbeiten Pati, eine junge gehbehinderte Frau, die letzte Woche im Radio einen Beitrag ueber Machismus gehalten hat (hier ist die Debatte ueber Gleichberechtigung grad erst am laufen und die Verhaeltnisse noch sehr viel weiter zurueck, vor allem aufm Dorf), und Martin. Er hat es etwas schwerer, er hat irgendwie gar keine Feinmotorik und trotz seinem jungen alter schon leichten Altzheimer. Im Laden werden die Produkte aus Schreinerei und papel reciclado verkauft sowie Sachen aus Projekten in anderen Gemeinden. Bis auf wenige Produkte (hier wird eben nicht alles soo eng genommen) ist der Laden sozusagen ein Fair-Trade-Laden ("consumo justo") fuer Handwerkszeug, ich weiss nicht wie man artesanias gescheit uebersetzt. Fuer deutsche Verhaeltnisse ist der Laden dennoch billig, aber fuer hier ist es schon echt teuer. Zum Laden gehoert auch der "taller", ein Raum hintendran in dem die aus der Schreinerei kommenden Voegel angemalt werden, alles hergerichtet und verstaut wird. Die 2 Tage, die ich im Laden gearbeitet habe waren ehrlich gesagt ziemlich anstrengend fuer mich, weil sehr wenig zu tun war. Ich verstehe es nicht, dass immer einFreiwilliger in einem Laden arbeiten muss, in dem immer jemand ist und in dem auch fast niemand etwas einkauft. Aber die touristischen Wochen ("temporada") fangen eben erst jetzt an, und dann soll da auch was zu tun sein, vor allem brauchen sie moeglichst auch immer wen, der Englisch kann, und das ist rar hier.
Am Ende blieben mir noch die Bereiche Garten, Instandhaltung und Schreinerei. Im Garten wird vor allem in einer Kompostieranlage, deren wichtigster Teil wohl die Regenwurmer sind, gute Erde hergestellt, die in Pina genutzt und nach aussen verkauft wird. Die normale Erde kann man zum anpflanzen nicht benutzen, sie besteht eigentlich nur aus Steinen und Staub. Sonst sind im Garten noch ein paar Orangenbaueme, zwei Ananasfelder und, wie ueberall auf dem ganzen Pina-Gelaende, Kokospalmen. Als ich im Garten eingeteilt war, hatte ich einen ziemlich schlechten Tag erwischt, da es ein Tag vor dem Weihnachtsessen war. Deshalb wurden den ganzen Tag Kokosnuesse runtergeholt (was im uebrigens ein echtes Spektakel ist, wenn man es noch nie gesehen hat) und wir mussten sie nur zusammensammeln und ein bisschen das Gelaende saeubern. Garten ueberschneidet sich naemlich mit der Instandhaltung. Wenn im einen Bereich viel zu tun ist, helfen jewils alle aus dem anderen Bereich mit. Die drei Arbeiter aus den beiden Bereichen sind auch echt gut drauf, wenn auch etwas unterschiedlich und derber als der Rest von Pina. Israel, einer der Freiwilligen, hat mir erzaehlt, dass sie sich zum Beispiel mal nen Spass daraus gemacht machen einem Skorpion den Stachel abzuhacken und ihn dann auf jemanden anderen zu werfen. Ich weiss ja nicht wies euch geht, aber ich wurd mich echt zu Tode erschrecken... Den Tag in der Instandhaltung haben wir alle, aus Garten und Instandhaltung, damit verbracht Palmblatter zu schneiden und in Sechserpacken zu stapeln. Sie werden zu etwas mehr als 2 Euro das Dutzend verkauft und fuer die Daecher benutzt. Es war sehr anstrengend und danach waren wir alle verstaubt und verschwitzt, aber ich war zufrieden, weil es richtig schoen viel zu tun war und wir die 40 dutzend geschafft haben. Die Instandhaltung beschaeftigt sich momentan auch mit dem Einrichten eines neuen Bereiches der Ende Dezember eroeffnet werden soll (wichtig hier: soll !!): ein Internetcafe.
Die Fenster hierfuer hat Esteban, ein ca. 50 jaehriger Freiwilliger aus den USA, der eigentlich Stefan heisst, sehr schlecht Spanisch spricht und aufgrund seiner Kenntnisse 5 Tage der Woche in der Schreinerei bemerkenswerte Arbeit leistet (und auf dessen PC ich gerade schreibe weil er ihn gar nicht benutzt und ihn mit deshalb auf unbegrenzte Zeit leiht !!!) gemacht und es werden vielleicht die dritten Fenster hier sein die ich gesehen habe, in denen Glas ist. Das hat hier echt nur Nachteile wegen der verdammten Hitze...In der Schreinerei werden alle moeglichen Sachen, die man eben in Pina braucht, hergestellt und Pablo, der im uebrigen auch gehbehinderte Freiwilligenkoordinator, macht die Holzsachen wie Mobiles oder aehnliches fuer den Laden. Dieser Bereich gefaellt mir auch echt gut, wenn ich auch mal den ganzen Tag nur Latten fuer die Fenster abschleife. Ich mag es einfach sehr gerne etwas mit meinen Haenden zu machen. Ausserdem bilde ich mich hier auf englischem Wege weiter...
Die Arbeit im allgemeinen laeuft hier in Mexiko und vor allem in Pina etwas anders ab als bei uns im korrekten Deutschland. Arbeit heisst hier nicht nach effizient produzieren, sondern kommunizierend zu arbeiten. Arbeit ist gleich Soziales, Leben und daher gehen bei einigen Freizeit und Arbeit in einander ueber, was fuer mich sehr anstrengend ist. Ich bin noch so drauf, dass ich in der Arbeitszeit arbeiten will und in meiner Freizeit nicht. Und ich will nach der Arbeit auch sehen, das ich etwas geschafft habe. Aber so ist das hier nun mal nicht, das ist der vollkommen falsche Ansatz. Gerade deshalb wollen einige Leute auch hier arbeiten, weil es eben nicht um das "was" sondern um das "wie" geht...eben ein alternativer Ansatz hier in Mexiko. Gewoehnungsbeduertig fuer alle aus diesen modernen Laendern - aber auch fuer die Mexikaner aus den Staedten. Man gewoehnt sich schon dran. Und letztenendes passt sich die Arbeit den Essenszeiten an. Ab 8:00 h gibt es Kekse mit Kaffee, wo ich aber nie hingehe, dort sind auch immer nur ein paar Arbeiter. Die Kekse aus den 5-Kilo-Packungen sind schon ok, aber der Kaffee schmeckt entgegen meinen anfaenglichen Vorstellungen von "mexikanischem Kaffee" nach Spuelwasser mit ends viel Zucker und ich glaub es ist einfach sowas wie Instant Nescafe. Danach wird um 8:30 oder 9:00 h (je nach Bereich und Arbeitern, nach Tag, Lust und Laune...) mit der Arbeit begonnen, aber um 10:00 Uhr gibt es schon das "almuerzo", was das eigentliche Fruehstueck hier ist. Es besteht aus dem gleichen wie auch jedes andere Essen hier: Tortillas (die ersten 2 Wochen mochte ich sie nicht besonders, aber inzwischen esse ich sie sogar ganz gerne, da es ja auch kein wirkliches Brot hier gibt...), Reis, Bohnen (auf die ich mich das erste mal fast uebergeben musste, seit dem hab ich sie nicht mehr probiert) und Eiern. Die Eier variieren, mal sind es Ruehreier, mal Omlettes mit irgendetwas drind oder in Tomatensosse; der Reis wird unterschiedlich gewuerzt und es gibt nach Moeglichkeit Salat dazu (natuerlich ohne Dressing, nur mit Zitrone) und evtl. Nudeln oder irgendein anderes Gemuese. Das Almuerzo dauert bis zu einer Stunde und ab 2 gibt es Mittagsessen. Wieder das gleiche. Und danach kehrt man, ausser man ist in der Kueche oder im Laden, normalerweise nicht in die Arbeit zurueck, sondern ist fertig. Nachdem ich nur das Mittagessen esse ist es jedenfallls bis jetzt noch nocht wirklich ein Problem fuer mich gewesen, dass es immer das gleiche ist. Die Koechinen bemuehen sich um Abwechslung innerhalb der Gerichte, was ihnen auch ganz gut gelingt und es gibt immer etwas was passt, manchmal weniger und manchmal mehr. Mittags machen sie auch immer aus Melonen, Orangen, Blueten oder Limonen eine Art Limonade die echt sehr gut schmeckt. Und wenn es Bananen in der Kueche gibt oder man mal ein Ei oder ne Kartoffel braucht dann bekommt man es gerne...
Ansonsten laeuft die Woche so ab wie man es selber will. Am Dienstag frueh ist Generalversammlung ("junta general"), alle treffen sich im Essenssaal und es wird ueber alles Wichtige und meiner Meinung nach noch viel mehr ueber alles sehr Unwichtige geredet und es erinnert mich schon ein bisschen ans Plenum im Jugendhaus...ich bin nur meistens gegen Ende hin vom Zuhoeren ziemlich muede weil es so konzentriert schon echt anstrenged ist und viele ueberhaupt keine Ruecksicht auf die "Auslaender" nehmen. Um 15:00 h des selben Tages ist sowas wie das Plenum fuer die Freiwilligen, wo schon auch alles wichtige besprochen wird, vor allem aber der Wochenplan gemacht wird. Die Arbeitsbereiche muessen ja abgedeckt werden und davon abgesehen, dass jeder eigentlich mindestens einmal die Woche im Spezialpflegebereich arbeiten muss, weil da ja immer 2 Freiwillige sind, kann man schauen, dass man sich die Woche so einteilt, wie es einem am besten gefaellt. Neben den Arbeitsbereichen gibt es auch noch eine teagliche Einteilung fuers Putzen der Kueche und der Baeder, was bei so vielen Leuten schon recht wichtig ist....Mittwoch abend zeigt Carlos, einer der Freiwilligen immer einen Film, Montag und Freitag ist Sport im Gymnasium (auch von Freiwilligen aus Schweden, die hier ein Jahr ein Sportprojekt durchfueren) und irgendwann die Woche auch Rollstuhl-Basketball, an dem aber alle teilnehmen koennen. Ja und Samstag vor (das heisst um 8:30 h und die Arbeit faengt dann danach an...) der Arbeit ist immer General-Saubermachen, also mit Schubkarre und Rechen und so. Ausser den Versammlungen und dem Saeubern ist nichts der Dinge verpflichtend und man kann sich auch die Nachmittage so einteilen, wie man moechte. Einige Freiwillige aus Mexiko City, die alle vor ca 3-4 Monaten kamen, machen auch einmal die Woche oder so etwas mit den Kindern hier aus Zipolite, und das koennen sie als Bereich "proyectos" in die Arbeit integrieren...wenn man eine bestimmte Faehigkeit verwirklichen will, dann hat man hier auch die Moeglichkeit dazu, solange sie Pina dient und dann gibt es eigentlich viel Platz fuer eingene Ideen, Kreativitaet und Selbstverwirklichung. Aber eben nur, wenn der Wochenplan eingehalten wird, was manchmal schon schwer ist, wenn alle Projekte machen wollen. Und so gab es scheinbar schon ein paar Konflikte mit dem Freiwilligenkoordinator, weil fuer ihn das wichtigste ist, dass der Plan abgedeckt wird - auch wenn es in einigen Bereichen nicht jeden Tag notwaendig waere. Das Thema Arbeit ist sowieso komplexer als ich erwartet habe. Die Freiwilligen sind hier in vielen Punkten so eine Art "Maedchen fuer alles" und das kann einen schon manchmal ankotzen. Es wird einem gesagt, dass man weiss Gott was fuer ne soziale Arbeit machen und am Ende sind die Freiwilligen fast die einzigen, die (neben der anderen Arbeit) irgendwelche Projekte verwirklichen und sich mit den 4 Cuidados beschaeftigen. Vor allem in diesem Bereich finde ich das Verhalten der Arbeiter echt schwierig...die Arbeiter(innen) sind ueberhaupt nicht fuer ihre Arbeit ausgebildet und ich habe oft das Gefuehl, dass sie auch nicht so recht wissen, was sie machen sollen, sie kennen die vier halt nur schon lang. und so geben sie den Jugendlichen halt oft mals ueberhaupt nicht die Zeit, die sie brauchen und sind total schnell ungeduldig und wenden dann auch mal Gewalt an um das zu erreichen, was sie wollen. Oder sie lassen sie ewig einach nur im Zimmer oder vorm Fernseher liegen. Sie machen das ganze eben jeden Tag und sind von ihren Macken und ihrer Langsamkeit echt angenervt, manche mehr, manche weniger. Ich glaube es waere gut, ein paar kurse fuer sie und vielleicht auch fuer die Freiwilligen zu machen, denn wir haben ja auch keine Ahnung und machen trotzem als fast die Einzigen was mit ihnen...das ist schon auch viel Verantwortung. Ich hab das ganze alles auch mal mit ner anderen Freiwilligen besprochen und sie hat mir gesagt, dass fast alle der Freiwilligen so denken wie ich und sie das sogar schon mal angesprochen haben. Aber dadurch waren am end nur die Arbeiterinnen veraergert, weil sie es anscheinend sehr persoenlich genommen haben. Echt schade, weil ich glaube, dass es auch ihnen gut tun wuerde... insgesamt wird einem echt mehr versprochen, als am Ende wirklich ablaeuft. Und wenn man halt nicht ein halbes Jahr nur als Reinigungs- und Hilfskraft in allen Bereichen arbeiten will muss man sich halt durchsetzen koennen und selber was anfangen und verwirklichen. Und das kostet schon auch Kraft, weil man Unterstuetzung hoechstens in den Reihen der Freiwilligen findet. Richtig gut ist das hier glaube ich fuer ausgebildete Therapeuten, da sie hier immer in einem Bereich arbeiten in dem sie sich auch auskennen und reichlich gute Erfahrungen in nem angenehmen Umfeld sammeln koennen.
Mit den Freiwilligen hier komme ich auch immer besser klar, mit der Zeit lernt man den einen oder anderen eben doch etwas besser kennen oder unterhaelt sich mal. Im Moment sind 4 Freiwillige in den Weihnachtsferien bei ihren Familien (die Familie ist hier sehr viel wichtiger als bei uns und die meisten leben auch noch daheim) und es ist etwas ruhiger, aber das kann man auch ganz gut geniessen. In einer Woche sind sie auch schon wieder da, man bekommt 2 Wochen Ferien auf ein halbes Jahr.
Weihnachten laeuft hier etwas anders ab als in Deutschland. Mal abgesehen davon, dass es nur Plastikweihnachtsbaeume und Kitsch-Plastik-Shmuck gibt, faengt das ganze auch schon frueher an. Seit ich da bin, steht im Essensraum ein Plastikweihnachtsbaum mit Krippe und Poster dahinter, das frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wuenscht. Ziemlich haesslich alles. Advent wird gar nicht erwaehnt. Und am 18ten faengt die Posada an. Jeden Abend ziehen Leute mit riesigen Joseph und Maria Figuren auf nem Brett oder so zu einem anderen Ort, wo sie symbolisch und unter staendigem Singen und Beten um einlass bitten und dann meist Suessigkeiten bekommen. Alles etwas ungewohnt und ploetzlich sind alle weg und lassen die Riesenkrippe da. Am naechsten Tag wird sie aber geholt, da sie ja am Abend wieder gebraucht wird. Am 18ten gab es auf Pina auch das Weihnachtsessen, weil danach so viele in die Ferien zu ihren Familien fahren. Alle wurden in Herkunftsgruppen aufgeteilt und mussten was kochen, und nachmittags wurde alles zu nem Buffet zusammengestellt. Ich war Europa, was vor allem Schweden (davon gibt es bemerkenswert viele hier, ich glaub 4) und einer aus den USA waren. Der 24te verlaeuft auch ganz anders als bei uns. Geschenke gibt es am 25ten in der Frueh. Am 24ten ist man mit der Familie zusammen, isst ganz ganz viel und wartet dann auf Punkt 24 Uhr, dann umarmen sich alle und wuenschen sich frohe Weihnachten. Hat mich alles sehr an Silvester erinnert, weil danach geht man auch noch weg und feiert und so. Und natuerlich waren Weihnachtsgefuehle einfach unmoeglich fuer mich, mit nahezu 30 Grad und dem Klima hier und so...
Ich hab auch schon zwei Backversuche gestartet hier, aber das sit seht schwer, weil die Zutaten erstens nicht alle zu bekommen sind und zweitens, weitaus wichtiger, die Ofen keine Thermometer haben. Also alles ein bisschen Spekulationssache. Hier baeckt man eben nicht. Aber zum Vorbereiten des Weihnachtsessens sind wir Sofia gegangen, einer ehemaligen Freiwilligen hier aus Schweden, die in Pina ihren Mann aus den USA kennengelernt hat mit dem sie jetzt seit ein paar Jahren hier lebt. Eigentlich arbeitet sie auch in Pina als Therapeutin, aber grad hat sie ein ca.2 Monate altes Baby...auf jeden Fall haben die aus den USA ein Backthermometer, das man in den Ofen reinhaengen kann und ich kann es mir bei Gelegenheit ausleihen. Damit ist es schon besser, aber immernoch unglaublich kompliziert, denn der Ofen haelt naturlich nie eine Temperatur konstant...Aber naja, ich werd weiter versuchen, es gibt naemlich auch kein wirkliches Brot hier und nix, eigentlich eben nur Reis...
In den Nachmittagen finde ich schon auch immer genug Sachen zu machen, ich versuch etwas Spanisch zu lernen und hab auch sonst genug Beschaeftigungen und das Waeschewaschen nimmt schon auch immer seine Zeit...ich werde meist nicht mit all dem, was ich mir vorgenommen habe fertig und fall abends todmuede ins bett, weil es doch schon sehr ansrengend ist immer um 6, halb 7 aufzustehen (hab ich gluecklicherweise beibehalten...) und sich den ganzen Tag in einer fremden Sprache unterhalten zu muessen. aber trotzdem muss ich sagen, dass ich abends meistens jetzt nicht unbedingt das Gefuehl hab total produktiv gewesen zu sein..
Gesundheitlich geht es mir eigentlich schon gut hier, ich hab natuerlich wie jeder Freiwillige auch nen Magen-Darm-Infekt abgekriegt und musste Antibiotika nehmen, aber bei mir war es gar nicht schlimm und ging schnell vorbei. Mein Husten ist bis jetzt leider wider Erwarten noch nicht besser geworden, aber das hat ja Zeit, ich bin schliesslich etwas laenger hier. Ich waer ihn nur gerne los, wenn ich wiederkomm. Die Hitze vertrag ich schon besser als am Anfang, da habe ich immer Kopfschmerzen mittags gehabt. Es ist eben schon was anderes als bei uns, eher wie die Ausnahmetage bei uns oder dieser eine krasse Sommer vor ein paar Jhren. Und das ist auch erst der Anfang. Ich bin ja Dezember gekommen und dieser Monat und Januar sind die "kaeltesten", im Januar bzw. schon jetzt beginnt die Temperatur etwas zu steigen. Also bin ich genau richtig zum Eingewoehnen gekommen aber ich muss sagen wegen mir muss es jetzt nich unbedingt heisser werden. Die Muecken werden nicht viel weniger dadurch (nach 2 Wochen schonzeit greifen sie mich jetzt extrem erbarmungslos an...) aber es ist wahrscheinlicher auf Taranteln zu treffen. Ich hab schon zwei gesehen und es waren definitiv zwei zuviel...diese Viecher sind einfach mal so gross wie eine gespreizte hand und erinnern mich an die Kuscheltierspinnen die es in Deutschland gibt. Die einzige Loesung fuer mich ist immer Flucht und dann brauch ich wen der sie verscheucht und Zeit, um mich zu beruhigen. Echt, ich bin schon in genau das richtige Land gereist, aber dafuer hab ich mit kleineren Spinnen nicht mehr so das Problem jetzt. Skorpione gibt es hier ja auch und die sollen auch echt agressiv sein. Als ich letztens was abgespuelt hab, kam mir ploetzlich aus der Spalte zwischen Spuele und dem Material darunter (da is nix mehr abgedichtet, is schon alles ziemlich im Arsch) ein Skorpionstachel entgegen...echt ich bin ziemlich erschrocken und wir haben auch so unsere Zeit gebraucht um das Viech zu toeten, weil man kann ja nicht einfach die Spuele rausreissen, aber das Viech da lassen kann man ja auch nicht. Aber mit so nem Extra-gegen-Skorpione-und-alles-was-kreucht-und-fleucht-Spray haben wir es schliesslich doch geschafft...das Viech hatte glaub ich nen ziemliche qualvollen Tod...
Ich koennte euch echt noch ziemlich viel schreiben, ueber die Mentalitaet hier, den Strand, das Dorf in dem ich bin und die naechstgroesste Stadt, den Umgang mit Wasser, von geschrotteten MP3-Playern, morgendlichem erwachen um sechs, Dope, Hitze, ewig vielen Touristen grade und und und...aber ich glaube ich hab euch erstmal genug Lesestoff gegeben und ich hab ehrlich gesagt grad auch keine Lust mehr weiter zu schreiben (ich hab heute schon den dritten Abend hiermit verbracht...echt zum Glueck hab ich mir den PC leihen koennen..). Und morgen werd ich wohl erstmal so einige Zeit mit Waeschewaschen verbringen, mein Bett is auch mal dran...Ich denk ich werd es schon auch schaffen demnaechst mal wieder ein paar neue Fotos hochzuladen, ich bin nur so furchtbar faul was sowas angeht und weil es immer so lang dauert.
Machts gut ihr und denkt ab und zu mal an das fuer mexikanische Verhaelnisse ploetzlich grosse Wesen, das bei 30 Grad in Mexiko hockt und doch mal ganz gern so fuer einen Tag Schnee haette - und Lebkuchen !!! Schokolade is naemlich verdammt rar hier...es lebe der Reis und Tortillas !! Und zwar jeden Tag mehrmals. =)
Que les vaya muy bien
Leila